Festtagslyrik

Für Waltraud zum runden Geburtstag


Geboren bist Du im Kriegswinter `41
daraus folgt heute bist Du sechzig.
Als 5. Kind von Sechsen kamst Du auf die Welt,
danach hat sich nur noch Ursel dazu gesellt.

Nach Kriegsende seid Ihr mit `nem Pferdewagen
und habt Euch bei den Bauern in Lützeroda durchgeschlagen.
Waren auch nach dem Krieg die Bäuche oftmals leer
fiel Dir das Lernen nicht sehr schwer.
Über Deine Kindheit ist uns nicht allzuviel bekannt,
die Zeugnisse wurden wahrscheinlich verbrannt.

Beim Tanzen im altehrwürdigen Volkshaus
fand Manfred seine Waltraudmaus.
Später hast Du Manfreds Vorzüge erkannt
und er hat Dich weggeholt vom Land.

1955 hast die eine Lehre als Stenotypistin begonnen
und dabei wertvolle Kenntnisse in der Schnellschrift gewonnen.

Nachdem Ihr Euch 1960 das Ja-Wort gegeben
durftet Ihr in Oma Wenzels kaltem Kinderzimmer leben.
Um dieser Eisbude zu entfliehen,
mußtet Ihr 1962 in Jenas Norden ziehen
und mußtet bis zur Rekonstruktion
dort leben ohne Balkon.
Die Vorzüge habt Ihr sehr schnell erkannt
und ihn zum Naherholungsgebiet ernannt.
Man kann ihn im Winter nutzen zum Kühlen
und die Amseln werden vertrieben mit Windmühlen.

Seit 1964 habt Ihr einen Kleingarten im Rautale
und seid im Sommer dort vielemale.
Gefeiert wird dort im Bratwurstrauch
und die Verwandten kommen auch
und reden alle laut und gar nicht leise
und im immer auf die selbe Weise.

Reklamewurfsendungen sind begehrt
wann immer man den Briefkasten leert
dann wird bewertet und verglichen
und Sonderangebote unterstrichen.
Das Auto wird dann aus der Garage bugsiert
und zum nächsten Supermarkt kutschiert
und es ist kein Gag,
vollgeladen  wird das Stufenheck.

Es ist bestimmt nicht vermessen
einsame Spitze sind Deine sonntäglichen Essen.
Während alle sich an Geflügelkeulen laben
ist für Manfred auch eine Extraportion zu haben.

So einen Wortschatz muß man erst suchen,
wenn Du beim Autofahren anfängst mit fluchen.
„Mensch, der fährt ja dort bei rot,
was ist denn das nur für’n Idiot?“
Ich kann die Schimpfwörter gar nicht alle wiedergeben,
ihr müßtest Waltraud mal dabei erleben.
Sonntagsfahrer,  Schattenparker, solche Worte
sind noch von der milden Sorte.

Das Enkelkind ist stets schockiert,
wenn er von Oma wird kutschiert.
Beim Rückwärtsfahren wird einem Angst und Bange,
Du übersiehst schon mal das Stufenheck, das lange.
Und fährst ganz dicht an jemand ran,
Manfred schreit: “Halt an, halt an!“
Manfred freut sich auf dem Beifahrersitz,
nein das ist nun wirklich jetzt kein Witz,
denn solang‘ ihn Waltraud fährt von dort nach hier,
kann er trinken Bier für Bier.

Da an Geburtstagen meist nur erzählt wird über körperliche Leiden
wollte Waltraud dies vermeiden.
Nur bei den Feiern mit 5 oder 0 in der Jahreszahl
sollte man sich treffen zum Geburtstagsmahl.
Per Brief wurde dies mitgeteilt den Verwandten,
dem Kinde und allen weiteren Bekannten.
Anfangs zeigte man sich ziemlich irritiert,
hatte man sich bei Waltraud doch prächtig amüsiert.
Das Leben ist zur kurz um zu warten diese Frist,
denn wer weiß heute schon was in 5 Jahren ist.
Mittlerweile feiert man nun wieder jedes Jahr
und alle finden’s wunderbar.

Und ganz besonders schön, das ist kein Schnee,
wird’s heute hier im RAW.
Wurde dieses Haus auch oftmals umbenannt
als Reichsbahnausbesserungswerk ist es vielen noch bekannt.
Erst wenn die Geisterstunde bricht heran
man Dir gratulieren kann.
12 mal schlagen muß die Kirchturmuhr,
dann gibt’s hier Geburtstagsfeier pur.

O Schreck, o Schreck, die „..5. „ ist weg.
Doch sei nicht traurig, Du wirst schon seh`n....,
mit „60" wirds erst richtig schön.
Dabei ist nur eines wichtig,
so wie Du bist, so ist es richtig.

Genullt zum 6. Male nun
und nichts kann man dagegen tun,
als höchstens mal zum Liften gehn.
Viel Glück für weitre 6 mal 10.

Wir hoffen, daß Du fit und feste,
bleibst noch lange unser Beste,
keine Krähenfüße, Furchen, Falten,
du gehörst noch nicht zu unsern Alten.

Mit „60" Jahren noch so perfekt,
das schreit geradezu nach Sekt.
Wir wünschen Dir zu Deinem Geburtstag recht viel Glück,
und denk dran: immer vorwärts - nie zurück!




© 28.01.2001 by LADIS LARRY LADEN



 

40 Jahre hier auf Erden - so alt muß man erstmal werden

10 Tage vor Silvester wurdest Du zur Welt gebracht
und hast somit die schweren 50iger Jahre noch mitgemacht.
Du wuchsest auf in Jena’s Norden
und bist dort auch ein bißchen größer geworden.
Lange Zeit warst Du nur einen Kopf höher als die Mülltonnen,
doch im Endspurt hast Du dann doch noch mächtig an Längegewonnen.

Bist 10 Jahre in die Clara-Zetkin-Schule gegangen
und hast dort manche Note eingefangen.
Von 1 - 5 steht in den Klassenbüchern geschrieben
doch bist Du niemals sitzengeblieben.
Und die Aufbewahrungsfrist für solche Dokumente
geht schließlich auch irgendwann mal zu Ende.

Nach Abschluß von Klasse 10
mußtest auch Du zum Militärdienst geh’n.
Tief im Osten
standst Du in Cottbus auf dem Posten.
Doch war auch diese schwere Zeit zu überleben
und auf ging‘s dann zum Studium nach Eisleben.

Von Deiner ersten Frau ist uns fast nichts bekannt,
Du warst wie von der Bildfläche verbannt.
Wir dachten schon Du seist nicht mehr am Leben,
dabei hattest Du Ihr nur das Ja-Wort gegeben.
Als diese Ehe dann entzweit, 
hast Du Dich wieder in die Schlangen vor den Studentenclubs eingereiht.
Bist wieder auf Großwildjagd gegangen
und hast so manche Mieze eingefangen.
Allerdings wird es noch kurioser,
kennengelernt hast Du Ramona im Club namens Poser.
Sie hat Dir ihre Telefonnummer ohne Vorwahl aufgeschrieben,
so daß Du Dich bei der Suche nach ihr, fast aufgerieben.
Es gab keiner zu eine Ökonomin zu kennen,
und so tatst Du den ganzen Tag am Telefon klemmen. 

Du hast ziemlich früh mit Online-banking begonnen,
doch wie das Geld drauf war, war es auch schon zerronnen.
Akribisch genau werden die Kontostände eingegeben,
doch die Kurve bleibt trotzdem am Nullpunkt kleben.
Die Krönung sollte die eMail-Adresse bleiben,
falscher kann man „Dietie“ gar nicht schreiben. (dietie@t-online.de)

Verhindert hat Deinen Aufstieg zum Sprachengenie
Dein damaliger Lehrer für Chemie.
Er meinte: „Lern erst mal die Sprache Deiner Mutter,
mit Englisch kommst Du dann noch in die Butter.“
Das diese Einschätzung vollkommen daneben war,
ist uns heute allen klar,
denn den Englischvolksschulkurs für Anfänger,
besuchst Du dadurch nun schon länger.
Den Wortschatz können wir von hier aus nicht bemessen
doch nach jeder Woche hast Du alles vergessen.
Nach drei Whisky ist es dann soweit,
Dein Englisch ist nun anwendungsbereit.
Katrinchen hat es in Heldrungen beinah umgeschmissen,
bei soviel anwendungsbereitem Wissen.

Bei Umzügen bist Du stets einsatzbereit,
egal wohin, ob nah, ob weit.
Der Fahrstuhl wird bis zur Belastungsgrenze vollgestellt,
so daß er etwas schneller dann nach unten schnellt.
Von 64 vollen Bananenkisten im Fahrstuhlkorb erzählt die Legende,
der Fahrstuhlmonteur war auch mit seinem Latein am Ende.
Der letzte Umzug führte schräg gegenüber vom Altersheim,
damit der nächste Umzug nicht wieder soweit muß sein.

40 Jahre bist Du nun auf diesem Planeten,
das passiert halt nicht jeden.
Wenn Dir die 40 Lenze werden nun zur Qual,
dann rechne es einfach um in hexadezimal.
Und im Handumdrehen,
kannst Du auf läppische 28 Jahre zurücksehen.

Vieles wäre hier noch zu erwähnen,
doch vernahmen wir von dort hinten schon ein leichtes Gähnen.
Also Dietmar, altes Haus,
feiere heut‘ in Saus und Braus.
Wir wünschen Dir von ganzen Herzen
Gesundheit, Liebe, Glück und wenig Schmerzen.
 
 

© 21.12.1999 by LADIS LARRY LADEN
 


 
 
 
 

Laudatio zum Jahrestag
oder
Lehrer's Kinder, Pfarrer's Vieh gedeihen selten oder nie

Wir treten hiermit den Beweis nun an,
daß man auch als Lehrerkind gedeihen kann.
Das Sprichwort trifft nur zu auf Pfarrer's Viehbestände,
für Lehrerkinder geht die Mär zu Ende.
Seht Euch doch die Jubilarin an,
was aus solchen Kindern werden kann.

Im Schatten der Burg Ranis hast Du das Licht der Welt erblickt,
und sie zu erobern Dich dann angeschickt.
Schöndorf hast Du 1953 verlassen,
um in der großen Stadt dann Fuß zu fassen.
In Jena die Lehre als Stenotypistin,
machte Dich in Sachen Schnellschrift zu einer Spezialistin.
Von der Gewerkschaft bist Du zur Universität gegangen
und hast dort als Sekretärin angefangen. 
Mit den Chefs war's wie mit den Verwandten
alle haben Ecken und auch Kanten
und aussuchen kann man keinen
man muß sie nehmen, im Lachen und im Weinen,
doch Du bist mit allen redlich klargekommen
und hast sie für Dich eingenommen.
Die Anforderungen änderten sich im Lauf der Zeit
mit Tip-Ex korrigierten Schreiben kommt man heute nicht 
mehr weit.
Briefe werden am Computer generiert
und mit der Rechtschreibprüfung automatisch korrigiert.

1958 hast Du den Bund fürs Leben geschlossen
und Stunden später den Jahreswechsel mit Sekt begossen. 
Neun Monate nach der Hochzeitsnacht,
hast Du Dein erstes Kind zur Welt gebracht.
20 Monate sollten nun noch mal vergehen,
bis Du wieder im Kreißsaal lagst, mit Wehen.
Die Enkel sitzen nun auf Deinem Schoß
und auch die werden nun so langsam groß.

1980 hast Du die Führerscheinprüfung bestanden
und emsig gespart auf einen Trabanten.
Durch keinerlei Vorkenntnisse irritiert,
klappte es bei der Prüfung wie geschmiert.
Mit himmelblau fuhrst Du durchs ganze Land
und standst niemals wegen einer Panne am Straßenrand.
1993 habt Ihr Euch getrennt vom blauen Trabanten
und fahrt nun Autos aus französischen Landen.
Damit das Auto nicht nur in der Garage steht,
wird es vierteljährlich mal bewegt.
Von der Garage bis zum Kaufland fährt man dann am Stück
und dieselbe Strecke auch noch mal zurück. 
Gudrun läuft mehr Kilometer, als sie fährt,
für Ihre Gesundheit ist das nicht verkehrt.

Ob Lanzerote, Hennestrand ob Rügen,
Reisen ist Dein Lieblingsvergnügen.
And're reisen mit dem Flugzeug oder mit der Bahn,
Gudrun am liebsten mit 'nem "Äppelkahn"
Es war auf Eurer ersten Ozeanfahrt,
als Ihr seemännisch noch unerfahren ward,
da habt Ihr den Lichtschalter nicht gefunden
und in Eurer Innenkabine seid Ihr wachgeblieben über Stunden.
Und wenn im Sturmwind alle dann die Möwen füttern
Gudrun kann das nicht erschüttern. 
 

Von der Agarve bis zum Orient
Gudrun jede Küste kennt.
Von London bis Athen
Gudrun hat alles schon geseh'n.
Ist man dann gestrandet
und zu Hause angelandet
fängt beim Schützenhof so dann
gleich die nächste Reiseplanung an.
Ein Reisebüro wird aufgesucht
und die nächste Schiffstour dort gebucht.
Der Frühbucherrabatt ist somit gesichert
und das gesparte Geld wird dann beim Kapitänsdinner verpichert.
Im Familienwappen, so glaubt es mir,
wär ein Waschbärweibchen Dein Wappentier.
Die Waschmaschine läuft im Dauertest
und gibt jeden Schmutz den Rest.
Regnet es auch die ganze Nacht,
wenn Gudrun Wäsche aufhängt, die Sonne lacht.

Du läßt zwar größte Vorsicht walten,
doch Dein Verhältnis zu Glas das bleibt gespalten,
denn wenn die Gläser auch das Abwaschen überstehen
beim Abtrocknen sie garantiert zu Brüche gehen.

Abends, wenn die letzten Tagesschaunachrichten verlesen
bist Du die längste Zeit wach gewesen
erschöpft duselst Du im Sessel vor Dich hin
bis zum Spätnachrichtensendebeginn.
Bettfein wird sich dann gemacht
und im Ehebett verbracht, den Rest der Nacht.
Doch schlagartig ändert sich Dein Schlafverhalten
steht Aktenzeichen XY in den Programmzeitschriftsvorschauspalten,
denn kommt Aktenzeichen XY ungelöst
keiner mehr im Sessel döst.
Dein kriminalistischer Spürsinn ist erwacht
und Du äußerst auch schon 'nen Verdacht.

Ab heute bleibst Du jeden Tag zu Haus
und kostest Deine Rente aus.
Brauchst nicht mehr per pedes auf Arbeit rennen,
kannst im Bett liegen und weiterpennen.
Doch Müßiggang, das sei hier erklärt,
denn Anfang aller Laster nährt.
Behalt Deine Unbekümmertheit,
so kommst Du auch als Rentner ziemlich weit.

Kommen wir zum Ausgangspunkt zurück,
wir haben jetzt bewiesen Stück für Stück,
daß man auch als Lehrerkind gedeihen kann
sehen wir nun als fast bewiesen an.
Ausnahmen von der Regel gibt es überall
wir hoffen es sogar für diesen Fall.
Erhebt die Gläser mit dem Saft der edlen Reben
wir wünschen Dir ein langes Leben.
Genieß es nun in vollen Zügen,
auch bei den kleinen Zahlen auf den Rentenbezügen.
Trinkt die Gläser bis zum Grund
und bleib' recht lange noch gesund.
 
 

© 17.08.1999 by LADIS LARRY LADEN

 Laudatio zum Jahrestage
zum 60. Geburtstag von M. W. am 15.05.1997


Pfingstsonnabend, 1937 im Wonnemonat Mai, 
gebar Gerda Wenzel Sohn Nummer 2. 
Aus dieser Numerierung kann man schließen, 
Du konntest nie die Vorzüge eines Einzelkinds genießen. 
Bei der Taufe gaben die Eltern den Namen Manfred an, 
das ist nordisch und bedeutet der "Beschützende Mann" 
Du wogst bei der Geburt 3250 g 
und warst rundherum nicht besonders stramm. 

Bis 1951 gingst Du in die Grundschule in West 
und gabst so manchem Lehrer dort den Rest. 
Die Zeugnisse, die kann man keinem zeigen, 
drum werden wir sie ganz verschweigen. 
Nur eins; in Klasse 5 steht da zu lesen, 
Du bist oft verschlafen gewesen. 
Enorm des Lehrers Weitsichtigkeit, 
denn auch heute noch glänzt Du durch Schläfrigkeit. 
Was bei diesen schulischen Leistungen verwunderlich ist, 
Du wurdest später 2 x Aktivist. 

Während der Lehre im VEB Carl Zeiss, 
entwickeltest Du Ehrgeiz und sogar auch Fleiß. 
Unerklärlich diese Tendenz nach oben, 
man tat Dich 2 x als "Bester Lehrling des Betriebes"  loben. 
Was lehrt uns dieser Trend, 
wenn man die Schule auch verpennt, 
so kann man’s doch zu etwas bringen im Leben, 
man muß nur in der Lehre fleißig sein und streben. 
Steil ging Deine Karriere weiter, 
Du wurdest sogar Abteilungsleiter. 
Seit 1991 mußt Du nicht mehr jeden Tag auf Arbeit  rennen, 
kannst die Wecker ausstellen und weiterpennnen. 
Seit einem Jahr ist Waltraud auch daheim 
und man vorruht sich so durch zu zwein. 

Bei Garage 8 nur links daneben 
kann man Manfred oft erleben, 
es wird gestapelt und verstaut 
bis man alles hat verbaut. 
Als Lager zwischen Wohnung und Garten 
kann man zur Not auch mal das Auto warten. 
In der Garage wird gearbeitet mit Hammer, Zange, Hobel, 
manchmal reicht der Platz kaum für den Opel. 
Die zehn letzten Meter jeder Fahrt, 
die bleiben Waltraud stets erspart. 
Der Platz am Lenkrad, der wird dann getauscht 
damit Manfred in die Garage rauscht. 
Der Grund des Wechsels in der Fahrerposition 
ist Manfred’s Mißtrauen in Waltraud’s fahrerische  Präzision, 
denn einst in längst vergang’nen Stunden 
hat sie die Bremse nicht gefunden. 
Der Kleiderschrank am anderen Eck, 
der hatte dann ein Riesenleck. 

Auf  vormals grünen Rautalwiesen 
sieht man heut’ die Schrebergärten sprießen. 
Bäume schneiden, Blumen pflanzen, Unkraut jäten, 
in den Ferien arbeitet Robert öfters auf den Beeten, 
er geht dem Opa dann zur Hand 
beim Umgraben von Gartenland. 
Und im Gartenhaus am Nordrand dieser Stadt, 
fand auch so manche Party statt, 
die Verwandten kamen meist haufenweise 
und redeten alles andere als leise. 

Manfred’s Küche ist mit HighTech vollgestellt, 
so daß das Abwaschen entfällt. 
Sogar die Mikrowelle 
steht auf einem merkwürdigem Gestelle, 
4 Eierbecher ganz aus gelbem Plast 
tragen dort die ganze Last. 
Die Vibrationen werden dadurch minimiert 
und auch der Lärmpegel deutlich reduziert. 

Zum Müllwegschaffen, das ist klar, 
ist Manfred stets und ständig einsetzbar. 
Den Müll fein säuberlich getrennt mit finstrer Miene, 
denn Nachbar Lissel steht hinter der Gardine 
und ist er weg, oh welche Wonne 
kommt alles dann in eine Tonne. 

Einen Hometrainer kaufte man sich aus einer Wühlkiste 
und mit dem ist Manfred jetzt immer auf der Piste. 
Den Schwierigkeitsgrad sehr hoch gewählt, 
sieht man wie sich Manfred mit den Pedalen quält. 
Manfred bricht alle Rekorde Runde für Runde 
und schafft 40 km in der Stunde. 

Täglich einkaufen, mal hier mal dort, 
Schnäppchenjagd, so heißt Dein Lieblingssport. 
Diese Jagd in Schiller’s Passage, 
beginnt und endet in der Tiefgarage, 
das Parken ist 2 Stunden kostenlos, 
das erspart Manfred jede Menge Moos, 
liegt es auch nicht allzusehr zentral, 
für Manfred bleibt es 1. Wahl. 

Die Bypass-Operation im letzten Jahr 
auch für Manfred keine leichte Sache war. 
Gattin Waltraud war Dir nah in diesen Stunden 
und so tat’s Du schnell gesunden. 

60 Jahre wirst Du heute, 
das laßt uns feiern liebe Leute, 
schenkt die Gläser voll und trinkt sie aus, 
wir zechen heut’ im Hexenhaus, 
laßt uns saufen bis die Hexen fliegen 
und wir besoffen unterm Tische liegen. 
Frau Wirtin gebe uns ein Zeichen, 
sollte Manfred’s Rente nicht mehr reichen, 
dann wirst Du zu guter Letzt, 
zum Abwasch eingesetzt. 
Glück und Gesundheit auf allen Wegen 
für weitere schöne Jahre hast Du unsren Segen.
Also leert die Gläser bis zum Ende, 
wir kriegen sie schon durch die 1. Rente. 
 
 
 
 
 
 
 
 

© 15.05.1997 by LADIS LARRY LADEN

Versuch einer
Laudatio
aus Anlaß seines
65. Jahrestages im Jahre 1995
gewidmet
W. L.


Es war 1930 an einem kalten Februartag, 
als wahrscheinlich viel mehr Schnee, als heute lag,
im Mecklenburger-Vorpommer-Land, 
als Frau Ida Ladwig einen Sohn entband.

Er wuchs zwischen Schwestern auf 
und bekam wahrscheinlich manchmal was drauf.
Dies war der Grund für seine abstehenden Ohren,
wenn nicht, waren sie schon angeboren.

Nach des Krieges wirren Tagen,
ließ er sich als Gelegenheitsarbeiter eintragen.
Zuvor war auch die Karriere als Flugzeugbauer jäh zu Ende,
doch registriert werden muß es für die Rente.
Der Besuch der Landwirtschaftsschulen tat sich gleichfalls nicht lohnen,
denn die dümmsten Bauern haben die größten Bohnen.

In Jena zum Feste im Paradiese 
auf einer damals noch grünen Wiese,
lernte er seine Gudrun kennen 
und tat sich hoffnungslos in sie verrennen.
Ein Termin für die Hochzeit war schnell gefunden,
es waren 1958, des Jahres letzte Stunden.
Zwei Kinder kamen dann zur Welt,
sie kamen sehr plötzlich und überhaupt nicht bestellt.

Über die Jahre tat Werner oft dichten
und manchen Streit zwischen Bärbel und Ralf auch schlichten.

13 Jahre diente er als Armist,
einem Staat der heut’ auf der Karte verschwunden ist.
Zuhause sah man ihn selten,
zwischen Neuenhof und Jena lagen halt Welten.
Dienstgradmäßig wurde er als Hauptmann entlassen,
die Schreibtischschubladen konnten die Auszeichnungen kaum fassen.

Ein Lehrerstudium in Zwickau an der Muld’
absolvierte er mit Fleiß und viel Geduld.
Als Lehrer tat er dann testen,
das Streben der Schüler nach den Noten, den besten.
In der Berufsschule brachte er neben der Installation von Becken undKlo,
auch den Staatsbürgerkundeunterricht auf ein hohes Niveau.
Als Lehrer dann an der Fachschule für Medizin,
begann er an armen Schwesternschülern herumzuerzieh’n.
Der Erziehungserfolg war kaum zu bemessen,
doch Werner arbeitete an den Unterrichtsvorbereitungen, wie besessen.
An der Universität dann als linke Hand vom Rektor,
war er verantwortlich für den Zivilverteidigungssektor.

1980 bekamen Gudrun und Werner einen Trabanten
und fuhren fortan mit ihm durch die Landen.
Seit 1993 fahren sie Peogeot
und sind mit ihm nicht minder froh.
Verliert er auch manchmal das Wasser zum Kühlen,
man kann sich auch in ihm wohl fühlen.

Der Bau der Emscher-Brunnen-Garagenanlage
war auch für Werner ein Plage.
Als architektonisch wertvoll nirgends registriert,
schließen die Garagenschlößer, wie geschmiert.

Seit 1990 ist er im Vorruhestand,
das wird von den meisten sowieso verkannt.
Man hat unheimlich viel zu tun
und keine Zeit sich auszuruh’n.
Staubsaugen, Staubwischen, im Supermarkt einkaufen,
man bekommt heiße Socken vom Laufen.

Zur Betreuung der Enkel ist ihm kein Weg zu weit,
ein Anruf genügt und er ist einsatzbereit.
Er paßt auf die 3 sehr gerne auf
und nimmt den hohen Lärmpegel auch in Kauf.
Manchmal wird’s ihm dann doch zuviel
und er schimpft auf diesen „modernen“ Erziehungsstil.

Für Bücher interessiert er sich sehr,
es werden fast täglich mehr.
Mit den Jahren sprengte die Bibliothek alle Dimensionen,
es war kaum noch Platz da zum Wohnen.

Sechs Freunde haben sich gefunden
und verbringen wandernd ihre Vorruhestunden.
Jeden Monat den Donnerstag den letzten,
tun sie ihre Wanderfreude testen.
Doch mehren sich am Wegesrand, die Gaststätten,
fällt die Kilometerleistung, woll’n wir wetten?

Seine Zigarre wird heut noch gern angebrannt,
doch die Summe aller Laster ist konstant.

Schau’ nicht traurig auf Vergangenes zurück,
denn sonst wächst das Magengeschwür Stück für Stück.
Schau nach vorn unumwunden
und genieße die schönen Stunden.

Und beim Steuerausgleich jedes Jahr,
wird zurückgezahlt, was an Steuern zuwenig war.
Denn nur so kann der Staat die Verwaltung organisieren
und Politiker über Diätenerhöhungen debattieren.

Aus Holland kaufte man sich schlau,
einen Videorecorder und auch TV.
Bei Philips erzielte man einen Umsatzrekord,
aber bei Ladwig’s steht der Recorder nur zum Staubwischen dort.

Wir wünschen Dir viel Glück mit der Rente 
und nun ist dieses Gedicht zu Ende
 
 
 

© 17.02.1995 by LADIS LARRY LADEN